Zur Ökonomie der Illusion


Die Ökonomien der Illusion und des Vergessens sind eins.

Montag, 27. Februar 2017

Babel Fake Speech


»Bedienen Sie die Illusionen der Menschen und Sie werden –«
»Reich?«
»Ja vielleicht.«
»Berühmt?«
»Mag sein.«
»Bedeutend?«
»Warum das?«
»Was dann?«
»Unterbrechen Sie mich nicht, dann erfahren Sie alles der Reihe nach. Sie werden...«
»Lassen Sie mich raten! Gebraucht?«
»… der Missverständnisse nicht mehr Herr, die Sie damit auslösen.«
»Das hört sich vernünftig an. Aber das weiß doch jeder.«
»Sie vielleicht. Sind Sie jeder?«
»Ich? Wie kommen Sie darauf? An wen denken Sie?«
»An allerlei. Zum Beispiel hat die Bundesregierung…«

Mittwoch, 22. Februar 2017

Der schwedische Freund


Medientheoretikern sollte die Bemerkung, die dem amerikanischen Präsidenten über das Einwanderungsland Schweden entschlüpfte, ein gefundenes Fressen sein – nicht, weil der dahinterstehende Sachverhalt ihnen zu denken gäbe, sondern weil sie so plastisch den Satz illustriert, den man in dieser Sparte so gern als theoretischen Urknall zelebriert: Das Medium ist die Botschaft. Leicht formalisiert und wenig wahlkaumpftauglich aufbereitet, sagte der Präsident: ›Es gibt, als Folge unkontrollierter Masseneinwanderung, mehr Kriminalität auf Europas Straßen, mehr Vergewaltigungen, Diebstahl und Aufruhr, eine Häufung terroristischer Ereignisse und die gestrige Sendung über Schweden, die uns die Augen über das Musterland der nördlichen Hemisphäre öffnete, über das wir uns bisher nur hehre Vorstellungen machen durften.‹

Sonntag, 19. Februar 2017

Freiheit und Analogie


Was ich über Analogie schrieb, bedeutet nicht, dass es dumm sei, in Analogien zu denken oder dass am Ende die Analogie selbst dumm sei – zweifellos gibt es genügend dumme Analogien und richtig ist, dass, wer ihnen aufsitzt, am Ende der Dumme ist. Vielleicht sollte man strikter, als das in der Regel geschieht, zwischen strategischen und taktischen Analogien unterscheiden. Die meisten Analogien, die dem Leser aufgetischt werden, sind taktischer Natur: schnell hingeschrieben, meist zu denunziatorischen Zwecken, und ebenso schnell vergessen: Das ist ja wie ––…

Samstag, 18. Februar 2017

Wahl ohne Wahl


»Es war ein spezifisches Problem der DDR, dass es über die politisch-ideologische Sphäre hinaus keine weiteren Bindungskräfte gegeben hat, die in Zeiten politisch-sozialer Krisen doch Stabilität und Zusammenhalt zwischen den Menschen hätten gewährleisten können. ln den anderen sowjetisch dominierten neuen Staaten nach 1945 gab es die immer vorgeordnete nationale Basislegitimität: man war erst Pole, Ungar oder Albaner und dann erst Sozialist.

Samstag, 11. Februar 2017

Die Kompetenz des Präsidenten


›Inkompetenz­kompensations­kompetenz‹ ist nach einem bekannten Wort des Philosophen Odo Marquard die Kompetenz des Philosophen. Daran gemessen müsste Donald Trump als der Philosoph unter den neueren amerikanischen Präsidenten durchgehen – sofern man davon absieht, dass die meisten von denen, die ihn der laufenden Inkompetenz bezichtigen, gewillt sind, ihm nichts durchgehen zu lassen, was auch nur entfernt den Anschein von Kompetenz erwecken könnte. The medium is the message. Dass, vermutlich aus gutem Grund, ein Vertreter der frisch ins Amt gewählten Regierung einem Gericht vorhält, die Kompetenz des Präsidenten anzuzweifeln, fügt dem Stand der Dinge bloß eine weitere Pointe hinzu. Auch Juristen sind erst einmal Zeitgenossen, deren Urteile, wie immer begründet, auf medial gefütterten Vor-Urteilen aufruhen.